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Für das Spiel vergebe ich meinen persönlichen Preis für das Spiel des Jahres 2018. Zweiter Platz das entfernt ähnliche, aber doch völlig andere God of War. Wobei ich sagen muss, 2018 hat mir kein einziges Spiel beschert, dass mich restlos begeistert hätte. 2017 fallen mir mindestens 4 ein.
An diesem Teil habe ich einen dicken fetten Kritikpunkt auzusetzen: Das Mitleveln der Gegner aka die mitwachsenden Wände. Ich bin begeistert davon, dass Assassins Creed jetzt ein richtiges Rollenspiel (im Sinne der Charakterentwicklung) ist, aber das ganze Konzept wird jedenfalls für mich einfach ruiniert durch die Gegner, die einfach mitleveln. Das frustet gewaltig und gibt einem das Gefühl, dass man sinnfrei im Kreis rennt. Dazu passt immerhin, dass der gute Sisiphos im Spiel vorkommt. Manchmal hat man fast das Gefühl, man schadet sich selbst durch einen Levelaufstieg, weil man jetzt wieder Ausrüstung upgraden muss, damit die auch mit Gegnern des gleichen (jetzt höheren) Levels mithalten können. Dickes fettes BUUUUUHHH!!!
Die Liste von kleineren Mängeln ist auch abgesehen davon lang:
- Die Fähigkeiten passen nicht zu dem, was man auf den Controller packen kann. Das Spiel entscheidet sich weder dafür, einen zur Spezialisierung zu zwingen noch dafür, einem alles zu geben. Vielmehr ist die Tastenbelegung das Limit. Das ist ein völlig bescheuertes Limit.
- Ich habe nichts gegen die übertrieben große Welt, auch nichts dagegen, dass man immer wieder auch noch die xte Festung einnehmen muss. Aber: Die zahlenmäßig meisten Quests sind für die Tonne. Also alles, was zufallsgeneriert ist, nicht die Hauptquest und die größeren Nebenquests. Das ist nich nur ein langweiliges "töte 5 Banditen", "bring die Blumen zu dem", sondern die Stories sind dermaßen bekloppt, dass ich mich frage, ob das lustig gemeint ist. U. a. musste ich Leute töten, weil sie so ähnliche Bilder gemalt haben wie wer anders, weil sie einen Konkurrenzhandel aufgemacht haben, weil sie zuviel gelästert haben und ich weiß nicht was noch alles. Und dann liefern die ernsthaft noch bezahlbaren Zusatzinhalt nach? Das will ich nichtmal geschenkt haben.
- Zum Teil geht das Spiel so in die Richtung multiplayer-artig mit wöchentlichen Grind-Quests, verschiedenen Währungen, belohnten Challenges usw. Hat man die Maximalstufe als zB Söldner, kommt ein Update und es gibt jetzt nicht Rang 1 als Maximum, sondern noch S1 und S2. Blöd. Von dem Zeugs gibt es insgesamt nicht so viel, aber für mich alles totaler Müll. Macht das Spiel nur schlechter. Übrigens dasselbe die Mikrotransaktionen. Stören nicht sehr, aber stören ein wenig.
- Allgemein hat das Spiel so merkwürdig wenig Charakter. Man hat oft das Gefühl, durch völlig generische Wälder, Berge, Meere zu reisen...besser in Städten und bei Dialogen. Hm. In allen anderen AC-Teilen kam immer extremes Feeling auf - Piraten, Gaslight, Pyramiden. Hier nicht so recht. Evtl. ist das Setting zu nah an einem x-beliebigen Fantasysetting.
- Der Krieg ist total bekloppt. Man kann Seiten wählen und wechseln, aber abgesehen davon, dass einen die Story manchmal auf eine Seite zwingt, ist das total witzlos. Man kann nicht einmal unmotiviert Athen oder Sparta zum Gesamtsieg verhelfen, einfach um das zu tun, sondern andauernd wechseln Gebiete sinnfrei wieder unabhängig vom Spieler den Besitzer. Es enstehen immer wieder andere Flickenteppiche. Was soll der Schrott denn.
- Die "Rahmenhandlung" ist gewohnt bescheuert. Immerhin ist sie jetzt schon wieder auf ein neues Rekordminimum reduziert. Drei Filme und ein einziges kurzes Rätsel in der Neuzeit, so ungefähr. Naja, muss wohl sein, aus Tradition.
- Feuer ist viel zu mächtig. Und nervig.
Aber genug Geheule. Was mich begeistert:
- Es gibt kein Spiel, das so gut die Schleicherei umsetzt. Man weiß, was man wie tun muss und hat verschiedene Optionen. Es gibt nicht das sofortige "Game over", wenn man entdeckt wird, sondern man bekommt zusätzlichen Ärger, aber kann alles noch schaffen.
- Das Rollenspielkonzept (bis auf s. o.) ist toll. Ab Level 70 wird es so, wie es von Anfang an sein sollte.
- Die gesamte Steuerung ist herrlich intuitiv, nicht überladen, sondern simpel und funktional. (Ganz anders Red Dead Redemption 2, das ich davor gespielt habe - urks)
- Die Bewegung ist angehm, der Charakter kann überall hin und man muss nicht dauernd 5 Minuten Umwege rennen (auch hier ganz anders RDR2 - urks). Die Einbußen an "Realismus" nehme ich gern hin.
- Die Story ist wirklich gut (obwohl man merkwürdig deutlich schon früh drauf gestoßen wird, wer der Oberböse ist), enthät eine große Portion Humor. Diesmal sind auch die AC-typischen VIPs (hier v. a. Sokrates, Herodot und Pythagoras) mit fast Hauptrollen ausgestattet. Die griechische Mythologie wird spielbar gemacht, herrlich. Problem dabei ist, dass die Story in unfassbar vielen bescheuerten Nebenquests ertrinkt.
- Die beiden Konzepte mit den Söldnern und den Kultisten sind gut gelungen - jedenfalls sind sie bei allen Mängeln das beste, was es so gibt. Taten haben Konsequenzen, die sind negativ und machen trotzdem Spaß (könnt mich schon wieder über RDR2 aufregen). Man hat ein großes Schaubild mit den erledigten und noch zu erledigenden Gegner. Beides hat so seine Probleme (der überall gefürchtete Kult besteht nur noch aus 3 armen Wichten, wird aber immer noch überall gefürchtet, die Söldner sind so zahlreich, dass sie zu Schießbudenfiguren werden. Und überschätzen sich selber so arg, dass sie lächerlich wirken), aber mir fällt nichts Besseres in irgendeinem Spiel ein.
- Komfortable Speicherfunktion. Das ist sogar 2018 noch nicht selbstverständlich. Hallo schon wieder RDR2 (!!) und Fallout 76 (!!!?!! WTF???!!).
So, alles in allem: Super Spiel, besser als der Vorgänger, aber der Vorgänger hat bei weitem einen größeren Sprung hingelegt. Den Nachfolger hätte ich gern 1 Jahr später, dafür aber mit mehr Weiterentwicklung und ausgegorener.
Edit: ach ja, gute 250 Stunden hab ich darin verbracht. Es waren keine 250 Stunden, die mich gefesselt haben, aber immerhin war ich die ganze Zeit gut unterhalten.
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Bonus: Noch eine lobende Erwähnung: Assassins Creed Rebellion fürs Telefon (Android, ich vermute mal, auch iOS). Mein neuer Lieblingstitel für zwischendurch ohne Hardware (d. h. ohne...ihr wisst). Auf den ersten Blick ähnlich wie Fallout Shelter, auf den zweiten Blick nur ganz oberflächlich ähnlich.
Das geht so: Löse AC-artige Missionen mit Einsatz von AC-artigen Fähigkeiten wie Meucheln, Hauen, Schleichen, Klettern. In 2D. Die Fähigkeiten haben logischerweise Assassinen, und für die bekommt ihr eine Basis, auf der man außerdem noch Craften, Ressourcen sammeln usw. kann. Durch Missionen bekommt man auch neue Assassinen bzw. höhere Versionen von ihnen, indem man DNA sammelt.
Zu erwähnen ist, das Spiel ist gnadenloses pay to win. Und zwar so extrem, dass man sich fragt, ob das überhaupt wer bezahlen kann. 1% des erspielbaren Inhalts (und es kommen Updates die ganze Zeit) kostet so ca. 500 Euro. Wer einen Komplettkauf will, legt also mal eben 50.000 Euro hin. Kein Ding, man muss ja nicht unbedingt in einer Wohnung schlafen, wozu gibt es Bankfilialen. Aber im Ernst, man kann dann die "Events" nicht gewinnen und kommt langsamer voran, aber für mich passt das schon noch. Gebe keinen Cent aus. Wer von mir Geld will, soll mir für 50 Euro ein komplettes Spiel anbieten oder er kriegt nix von mir. Ah, Werbung ist umsonst.
Man kann nicht stundenlang durchzocken (außer für 50.000 Euro), aber immer mal ein Viertelstündchen. Und man muss ertragen, dass andere besser sind, weil sie zahlen. Aber für mich passt das in der Art Spiel. Sie können einen auch nicht nerven außer dadurch, dass sie in der Wertung weiter oben stehen.
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