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Pkémon ist Pokémon ist Pokémon. Damit wär eigentlich alles schon gesagt. Spaß beiseite. Ein bisschen mehr muss man schon dazu sagen. Pokémon Let's Go ist eine Neuauflage von Rot/Blau/Gelb und soll die Pokémon GO-Spieler abholen und hin zu Schwert/Schild führen. Die Erklärung trifft es, glaub ich, ganz gut.
Beim ersten Starten hüft euch fröhlich Evoli (wahlweise Pikachu) aus dem Fernseher entgegen. Dies wird später euer Starter-Pokémon und treuer Begleiter. Ihr könnt übrigens steuern, welches Geschlecht euer kleiner Kumpel haben soll. Achtet einfach auf die Schwanzspitzen. Bei männlichen Evoli sieht das helle Ende franzig-haarig aus, während weibliche Evoli hier glatte Kanten haben, was die Schwanzspitze herzförmig wirken lässt. Das wurde extra für dieses Spiel gemacht, im normalen Pokémon gibt es zwischen männlichen und weiblichen Evoli nämlich keinen optischen Unterschied. Bei Pikachu ist es offensichtlicher, Männchen = spitzer Schwanz, Weibchen = herzförmiger Schwanz. Hat das entgegenkommende Pokémon nicht das Geschlecht, das ihr wollt, startet das Spiel einfach neu, bis das richtige kommt.
Mit eurem neuen Freund könnt ihr dann die Kanto-Region erkunden, Trainerkämpfe bestreiten und sogar spielen. Ein nettes Feature: Im Tablet-Modus kann man das Begleiter-Pokémon frisieren und ihm so mehr Individualität verpassen, indem man im Spielen-Modus so lange über den Kopf streichelt, bis die Frisur sich ändert. Ebenfalls für mehr Individualität sorgen die verschiedenen Klamotten, die für Pokémon und Trainer bereitstehen und nach und nach freigeschaltet werden können.
Zum Spiel: Nach einer kurzen Einleitung von Professor Eich wählt ihr euren Trainer. Ihr entscheidet über Junge oder Mädchen und wählt aus vorgegebenen Modellen euren Favoriten. Ein Charakter-Editor wär hier cool gewesen, gibt es aber leider nicht. Besser als das Original, wo man mangels Alternativen nur einen Jungen mit festgelegtem Aussehen spielen konnte, ist es aber allemal. In der grafisch hübschen und Nintendo-typisch sehr liebevoll gestalteten Welt angekommen, gilt es dann, der beste Pokémon-Trainer aller Zeiten zu werden, die Top 4 zu besiegen und jedes Pokémon zu fangen, dass kreucht und fleucht. Die Tierchen sind auf der Karte sichtbar unterwegs, Zufallsbegegnungen gibt es nicht mehr. Dadurch kann man die Pokémon gezielt anlaufen und fangen statt auf's eigene Glück zu vertrauen, wie es in früheren Teilen oft nötig war. Der Clou: Neben eurem treuen Begleiter (Evoli oder Pikachu) kann euch auch jedes andere Pokémon durch die Welt folgen. Ist es groß genug, wie z. B. Arkani, kann sogar darauf geritten werden, was viel besser ist als das olles Fahrrad, das es noch im Ursprungsspiel gab. Mit Garados geht's übers Wasser, mit Lavados durch die Lüfte. Richtig cool. VMs wie Surfer oder Fliegen sind dadurch überflüssig, weswegen man sie gleich alle komplett abgeschafft hat. Alle fürs Vorankommen nötigen VM-Attacken lernt jetzt euer Begleiter-Pokémon, welches immer verfügbar ist, auch wenn ihr es nicht im Team habt.
Das Kampfsystem ist das gängige, rundenbasierte System, dass Pokémon seit der ersten Generation hat. Fans wissen sofort Bescheid. Für die Neulinge kurz: Jedes Pokémon kann 4 Attacken lernen, die im Kampf aus dem Menü angewählt werden. Es gibt Angriffs-, Verteidigungs- und statusverändernde Attacken. Es gibt, serientypisch, den Klassen-Vorteil (Pflanze schlägt Wasser, Wasser schlägt Feuer, Feuer schlägt Pflanze usw.). Fürs Siegen gibt's Erfahrungspunkte, die die Viecherchen aufleveln. Höheres Level bedeutet mehr Kraft, kann aber auch eine Entwicklung bei den Taschenmonstern auslösen. Um alle Pokémon zu kriegen ist das Aufleveln unabdingbar, da sich nicht jede Entwicklungsform fangen lässt. Praktischerweise wird das Spiel gleich mit eingebautem EP-Teiler geliefert, sodass alle Teammitglieder Erfahrungspunkte erhalten, nicht nur die, die gekämpft haben. Die teils nerivgen Level-Marathons mancher Tierchen entfallen dadurch und man muss auch nicht mehr zwangsmäßig mit Pokémon kämpfen, die man nicht mag. Besondern praktisch ist das Ganze bei Karpador, der sich dank der dämlichen und völlig unnützen Platscher-Attacke ja nicht selbst verteidigen kann. Was war das damals im Originalspiel noch ein Kreuz, das Vieh von Level 5 auf Level 15 zu bringen, damit es endlich Tackle lernt.
Im Spiel enthalten sind die 151 Pokémon der ersten Generation. Serientypisch gibt es einige Pokémon nur in Evoli, andere nur in Pikachu zu fangen. Man kann Pokémon untereinander tauschen oder aus Pokémon GO übertragen. Das Fangen, für das es ebenfalls EP gibt, wurde aus Pokémon GO übernommen. Pokémon müssen nicht mehr, wie sonst üblich, im Kampf geschwächt werden, sondern können direkt gefangen werden. Ich möchte jetzt keine Diskussion darüber anstellen, ob das gut oder schlecht ist. Es passt mit Sicherheit nicht jedem alteingesessenem Pokémon-Fan (hat es mir zu Anfang auch nicht), doch es tut dem Spiel im Grunde keinen Abbruch. Dass alle gefangenen Pokémon in einer einzigen, riesigen Box landen, die man immer dabei hat, ist auf alle Fälle ein klarer Vorteil gegenüber Bills PC. Sind meine Pokémon geschwächt und ich hab keine Tränke mehr, wechsle ich sie einfach aus, was gerade auf Routen mit sehr vielen Trainern praktisch ist. Das lästige Zum-Poké-Center-Zurücklaufen, um das Team zu heilen oder zu wechseln, erübrigt sich somit weitestgehendst. Letzteres komplett. Ersteres kann man machen, wenn man eh am Poké-Center vorbeiläuft. Geheilt werden übrigens alle Pokémon in eurer Riesenbox, auch wenn Schwester Joy nur die 6 Pokébälle eures Teams aufs Gerät legt.
Zur Steuerung: Sehr minimalistisch, da nur mit einem Joy-Con gespielt wird und dadurch nicht allzu viele Tasten zur Verfügung stehen. Alternativ kann man auch per Pokéball Plus-Controller spielen, der sogar noch weniger Tasten hat. Ich habe beide Varianten ausprobiert. Hier im Überblick meine Erfahrungen:
Joy-Con:
- genügend Tasten, um alle Aktionen ausführen zu können
- die sehr präzise Bewegungserkennung arbeiten manchmal zu präzise, sodass oftmals selbst minimale Drehungen im Handgelenk zu katastrophalen Fehlwürfen führen
Pokèball Plus:
- das Werfen geht deutlich einfacher vonstatten, Fehlwürfe hatte ich hier nie
- so wenig Tasten, sodass manche Aktionen gar nicht ausgeführt werden können, weil die entsprechende Taste fehlt, besonders das Fehlen der Schultertasten nervt
Obwohl das Werfen mit dem Pokéball besser von der Hand geht, bevorzuge ich die Joy-Cons, da diese einfach alle Tasten haben, die ich brauche, um alles bedienen zu können. Nett wäre es allerdings gewesen, noch eine optionale reine Controller-Steuerung (für das Spielen mit Pro Controller) zu integrieren, statt unbedingt auf der Bewegungssteuerung zu beharren. Im Handheld-Modus ist diese zwar fast gegeben, aber eben nur fast. Offiziell muss das Tablet für den Fang bewegt werden, um das Pokémon zu zentrieren, in der Praxis ist dies aber nicht nötig. Übrigens kann via weiterem Joy-Con bzw. Pokéball Plus noch ein zweiter Spieler mitspielen, dass ist aber eher der Kleine-Kinder-Modus. Spieler 2 hat weder eigene Pokémon, noch kann er mit der Umgebung interagieren und z. B. Pokémon-Fänge auslösen. Alles, was für Spieler 2 so zu tun bleibt, ist rumzulaufen, während des Fangens Pokébälle werfen und im Kampf Attacken auswählen. Letzteres find ich aber überfüssig und fast schon unfair, da die Gegner jeweils nur ein Pokémon in den Kampf schicken und diese generell nicht schwer zu besiegen sind. Warum ich für einen babyleichten Kampf noch einen Partner brauche, der mithilft, weiß ich nicht.
Fazit: Pokémon, wie ich es mag. Die Kanto-Region war die erste, die ich jemals in der Pokémon-Welt durchstreift habe, und die erste Generation an Pokémon die, die mir am besten im Gedächtnis geblieben ist. Ob man die Neuerungen/Änderungen mag oder nicht, ist Geschmackssache. Es ist aber definitiv ein gutes Spiel.
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